"Zeiger" - Äquivalent zum Erzähler

15. Oktober 2011

"Der Begriff Zeiger wurde gewählt, um ein Äquivalent zum Erzähler anzubieten, da bei einem Bild oder einem Film zwar eine Perspektivierung zu einem Geschehen, Gegenstand oder Sachverhalt vorhanden ist,diese aber nicht zwingend durch ein Erzählen vermittelt werden muss. Der Zeiger ist in bildlichen Darstellungen und Erzählungen der Platzhalter, an deren Stelle sich der Rezipient im Bezug auf das restliche Geschehen befindet. Er ist aber auch diejenige vermittelnde Instanz, die beim Film den Blick des Rezipienten regiert und damit in eine deutlich analoge Stellung mit dem Erzähler im geschriebenen Text tritt"
Wenn wir die literarische Geschichte aus der Sicht des Hauptcharakters vermittelt bekommen, zum Beispiel über den Stream of Consciousness, dann ist das unser Erzähler, unsere vermittelnde Instanz in autodiegetischer Form.
Wenn wir im Film z.B. aus der PoV die Geschichte mitbekommen, dann ist der Hauptcharakter unser „Zeiger", ich meine ebenfalls in autodiegetischer Form (wobei ich mir nicht sicher bin ob "diegetisch" hier passt...)
Und wenn wir im Computerspiel in 1st-person Perspektive spielen, dann ist das nicht nur unser „Zeiger“ sondern gleichzeitig unsere Zugriffsmöglichkeit auf die Welt, weshalb wir vom Avatar sprechen. Allerdings kann unsere Zugriffsmöglichkeit und unser Zeiger in voneinander getrennten Erscheinungen auftreten, was uns besonders schmerzlich bewusst wird, wenn uns ein ununterbrochener Wechsel der Perspektive des Zeigers zu unserem Avatar den Zugriff auf die Welt erschwert.
Ich glaube, dass wir etwas Ähnliches schon mal mit Nina Heiss diskutiert hatten.

Schlagworte:

So zitieren Sie diesen Artikel:

Schöffmann, Andreas: ""Zeiger" - Äquivalent zum Erzähler". In: PAIDIA – Zeitschrift für Computerspielforschung. 15.10.2011, https://paidia.de/zeiger_erzaehler/. [08.06.2025 - 07:04]

URN:

urn:nbn:de:101:1-2506050903385.663994861562

Autor*innen:

Andreas Schöffmann

Andreas Schöffmann arbeitet und promoviert an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach einem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien mit der Fächerkombination Deutsch, Geschichte, Philosophie/Ethik, Medienpädagogik sowie des Magister Artiums in Neuerer Deutschen Literatur befasst er sich mit der Frage nach einem kompetenten Umgang mit Computerspielen als Teil der Werteerziehung. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Forschungsstelle Werteerziehung und Lehrerbildung: http://www.wul.germanistik.uni-muenchen.de/personen/mitarbeiter/schoeffmann_andreas/index.html